Donnerstag, 6. August 2015

Philosophische Überlegungen zum Straßenverkehr

Man soll das laute Geschiebe auf Teherans Straßen ja nicht für chaotisch halten. Natürlich stimmt es, dass Fahrspuren, Rechtsvorrang, Blinklicht, Schutzwege oder Geschwindigkeitsbegrenzungen hier keine Bedeutung haben. Aber nach wochenlangen genauen Beobachtungen als Taxipassagier in verschiedenen Städten sowie den eigenen Erfahrungen beim Überqueren breiter Boulevards kann ich zumindest eine weise Vernunftregel nennen, die überall beachtet wird:

TATSACHEN WERDEN UNBEDINGT RESPEKTIERT.

Wo ein Verkehrsteilnehmer ist, kann nicht zugleich ein anderer sein.
Dabei spielt die Frage der Rechtmäßigkeit keine Rolle. Ein Wagen kann quer zur Fahrtrichtung stehen oder sogar gegen die Einbahn fahren. Stets werden alle unaufgeregt und eilig ausweichen – dabei ist wieder der vordere, gleich in welcher Schlangenlinie sein Ausweichmanöver stattfindet, die Maßgabe des nachkommenden, der wieder den späteren prüft. Rückspiegel sind unwichtig, im Zweifelsfall wird gehupt. Dabei gibt es keine gegenseitigen Zurechtweisungen oder Rachejustiz wie bei uns. Wer vorn ist, gewinnt.

Diese Regel bezieht sich klarerweise nicht nur auf ruhende Objekte, sondern schließt deren Geschwindigkeit mit ein. So kann also ein Auto oder Motorrad die ganze dicht befahrene Fahrbahn queren, oder einen breiten Kreisverkehr von ganz innen nach außen – solange der Teilnehmer vor der erwarteten eigenen Ankunft in Lücken vorstößt, wird er selbstverständlich respektiert. Sogar als Fußgänger kann man entspannt zwischen mehreren Kolonnen von vorbeirasenden Fahrzeugen mitten auf der Straße stehen, und bei Gelegenheit den Weg gelassen fortsetzen, und wird freundlich vom Regen Treiben aufgenommen werden und an der anderen Straßenseite wieder ausgespuckt. Genaugenommen gilt dann dasselbe auch am Gehsteig, wo einander nicht nur Fußgänger, sondern auch Handkarren, Motorräder, Lastträger, Obststeigen, Handwerker, Schulklassen, Straßenkehrer, Abflusskanäle und noch mehr unerwartete Dinge begegnen. Dabei sollte man sich von freundlichem Entgegenkommen nicht täuschen lassen: Ein Auto kann vor einem die Straße querenden Fußgänger bis zum Schritttempo heruntergebremst werden, es kann Blickkontakt geben mit dem Fahrer – dennoch wird er niemals anhalten, und sei der Platz zum Gehen noch so knapp. Da gibt es auch keine Ausnahme für attraktive Frauen, Kinder, Radfahrer, Karrenschieber, Greise, Kranke oder Gehbehinderte. Alle haben sich nach den vorherrschenden Tatsachen zu richten und den tatsächlichen Geschwindigkeiten, nicht nach Wünschbarkeiten. Mit diesem nüchternen Realitätsbezug kommt der Orient mit vielen haarsträubenden Widersprüchen zurecht!

Ich sehe diese iranische Weisheit mit der nondualistischen Philosophie Josef Mitterers verwandt, die darin besteht, eine vorhandene Tatsache und ihre Interpretation wiederum als Tatsache zu sehen, ohne eine außerhalb liegende Wahrheit zu behaupten. Der Nachfolgende möge Tatsache und Interpretation als vorhanden akzeptieren und seine Meinung, Kritik und Interpretation dazufügen. Ebenso wird es wieder der nächste machen. Auf diese Weise kann ein Argumentestau entstehen wie auf persischen Straßen - aber man erspart sich den Streit, wer recht hat

Kermanshah und die andere Seite

Aus einer der wenigen Schlafphasen reisst mich ein Rütteln an der Schulter, und an mir vorbei drängt sich bereits die Schlange der Buspassagiere zum Ausstieg.
Nächstes Bild: ein Kreis um den Schaffner an der Gepäckklappe, er rüttelt an den verkeilten Taschen, mein Rucksack darinnen, jeder dem andern im Weg.
Ich muss aufs Klo, die Hallen des Terminals noch geschlossen, der Park hell erleuchtet.
Jederzeit kann die Meute der Taxifahrer auf mich losstürzen, dann muss ich wissen, welches Hotel.
Ich finde schließlich Brille und Reiseführer, auch die Seite für Kermanshar, aber wie soll ich das lesen mit flimmernden Augen im Morgengrauen?
Die englisch sprechende Dame im Taxlerkiosk ist gut gelaunt und muntert mich auf – mir war, als hätte ich sie deutsch sprechen gehört, aber der Taxler schiebt mich schon ins Fahrzeug.
An der blitzschnell ausgewählten Adresse finde ich eine leere Rezeption und einen davor einsam auf einem Hocker am Gehsteig sitzenden Mann, der bloß den Kopf schüttelt, kein Zimmer für mich.
Nebenan und gegenüber sind die weiteren Adressen für günstige Hotels. Schließlich fahren wir alle im Buch angegebenen Adressen an, der Taxler findet sie ohne mich. Kein Zimmer.
Wollen die mich nicht.
Ich kann ja auch gleich weiterfahren nach Hamadan, sage ich zum achselzuckenden Rezeptionisten.
Gibt es ein Festival in der Stadt oder eine Agrarmesse?
Der weißhaarige Taxler verliert langsam die Ruhe.
Die Straßen liegen still im Morgenlicht.
Ich überlege Alternativen.
Den Rucksack wo abstellen, die wenigen interessanten Dinge tagsüber ansehen, abends weiterfahren.
Klingt anstrengend, aber billig.
Gerade freunde ich mich mit dem Gedanken an, als wir noch ein letztes Mal halten. In der Nähe des Terminals am Stadtrand. Vor dem Persien International Hotel, wie es von vorn heißt. Wie eine Art Hilton oder Holiday Inn.
Tatsächlich ist hier etwas frei, ich bin überrumpelt und finde keinen Charme, um den Preis herunterzuhandeln. Etwa 80 Euro, soviel wie die letzte Woche zusammen. Dafür alles pipapo. Nach den bisherigen Fladenbrot/ Butter/ Honig/ Ei-Frühstücken schlemmere ich jetzt vom Buffet, sogar Kaffee und Müsli.
Inmitten von gut gekleideten, leise sprechenden Ehepaaren oder Anzugmännern.
Erst am Nachmittag marschiere ich zu den Felsenhöhlen – die Sehenswürdigkeiten in der Stadt seien heute geschlossen.
Dann noch einige Stunden im Restaurantgarten mit den Büchern und einer ganzen Thermoskanne Tee. Und beim Heimgehen so leichthin, dass ein Lächeln und leicht angedeutetes Handheben genügt, um die Begegnenden (manch einer wackelt mit der flachen Hand und hebt fragend kopfschüttelnd die Augenbrauen) freundlich zurücklächeln zu lassen. Und dann pflanzen sich noch zwei Schülerinnen vor mir auf und befragen mich, und nun bin ich kein Chinese mehr. Sie haben das Examen zum Medizinstudium nicht geschafft und wollen es im nächsten Jahr noch einmal versuchen. Ob ich auch genug von der Schia wüsste, denn dann würde ich mich bestimmt dazu bekennen. Denn die Schia sei wirlich gut. Und ob sie noch ein Foto machen dürften. Und beim Selfie bekommen wir noch drei Heiligenscheine am Handydisplay

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Mittwoch, 5. August 2015

Kulturstunde

Saré kommt auf mich zu und fragt, wer mein Führer ist. Du, sage ich schnell, und schon stehen wir bei den ersten Exponaten. Sie führt mich mit Hingabe und starker Stimme die Schautafeln und Vitrinen entlang und liest mir beherzt alles auf Englisch vor, was dort englisch geschrieben ist. Ergänzungen beziehen sich nur auf Fundorte in der Umgebung. Immerhin sehen wir Funde aus der Steinzeit, von den Elamitern, den Uratäern und der Zeit der Archämenidenkönige bis zur Gegenwart – und das alles in nur einem Saal. Sie bedenkt mich mit forschen Blicken, erzählt von ihrem kürzlich verstorbenen Vater und seinen blauen Augen, der in Europa geboren war, und erklärt die ausgestellten goldenen Schmuckstücke mit Handbewegungen, als würde sie sie selbst anlegen. Ich sehe dunkelblondes Haar unter dem Kopftuch, aber braune Augen. Als wir die Sperrstunde des Museums erreichen, gibt sie sich als Englischlehrerin zu erkennen und willigt ein, noch auf ein Getränk mitzukommen. Es sind aber dann nur wenige Sätze, die wir miteinander sprechen, immerfort telefoniert sie, und bevor noch etwas serviert wurde in dem feinen Lokal, in das sie uns eine halbe Stunde lang geführt hat, muss sie sich verabschieden, weil ihre Mutter sie erwartet.

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Christen in Urmiya

Die Apostolische Assyrianische Kirche ist duophysitisch, und nicht monophysitisch wie die Assyrische oder die Armenische Kirche, sagt der Priester. In der Kirche ist keine Ikonostase, nur ein Kommuniongitter, das den Raum der Priester und Diakone abgrenzt. Der Altar steht an der Ostwand. In der Kirche sind weder Bilder noch Statuen, unser Patriarch habe das nicht gewollt, sagt er. Patriarch Mardensa habe in Chicago residiert, vor wenigen Wochen sei er gestorben, nun würde in Arbil, Irak, ein neuer gewählt. Er zeigt mir Bibel und Gebetsbuch in aramäischer Sprache, der Liturgiesprache. Man spreche von Maria als Mutter Christi – den Titel Gottesmutter lehne seine Kirche ab. Später lerne ich seinen Sohn kennen, der mit 17 Diakon ist. Früher habe man in der Nähe von Damaskus Theologie studiert. Jetzt müssten angehende Priester im Iran einen Kurs absolvieren, der Sohn überlegt das.
Die Assyrer betrachten sich als ein Volk, das über vier Länder verstreut ist. Im Iran geht es ihnen am besten, sie fühlen sich wohl hier. In Syrien und im Irak werden sie im Krieg verfolgt, in der Türkei drangsaliert. Aber er gibt zu, dass sie auch hier mit der immer stärkeren Abwanderung zu kämpfen haben. 5000 Gläubige zähle seine Gemeinde, und die Kirche war gestern Sonntag voll, erzählt er stolz. Er erwähnt nicht, dass im 19. Jahrhundert viele Chaldäer, Assyrer, Armenier und Nestorianer hier gelebt hätten, aber nach katholischen und protestantischen Missionstätigkeiten 1880 sowohl von Kurden wie von Iranern massakriert und ihre Kirchen zerstört wurden. 1918 war der Großteil der verbliebenen Christen vor den anrückenden Türken geflohen, die nicht einen neuerlichen Genozid abwarten wollten.

Ob er bei Iranern Interesse am Christentum bemerke? Das hält er nur für Schein. Einmal Moslem, immer Moslem, sagt er trocken.
Und das Verhältnis zur katholischen Kirche? Er findet es bedauerlich, dass die lateinische Sprache aufgegeben wurde und die Gebetsrichtung nach Osten, durch den Volksaltar. Eines Tages würden wir uns noch der protestantischen Kirche anschließen, meint er, und zeigt mir beim Abschied noch die versperrte assyrisch protestantische Kirche gegenüber.

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Ein Salzbad und ein Flussbad und ein Hallenbad

Aram hatte die Idee, ein Auto zumieten für einen Tag – das wäre billiger als ein Taxi, und man könnte alle interessanten Dinge sehen in Urmiya und in der Umgebung.
Aram ist Kurde, bezeichnet Urmiya als kurdische Stadt und spricht mit jedem dritten Satz von den Kurden und der Ungerechtigkeit, sich nicht selbst regieren zu dürfen. Er ist Rechtsanwalt, aber für internationales Handelsrecht. Statt für kurdische Belange als Rechtsanwalt zu kämpfen, was ihm zu gefährlich vorkommt, spekuliert er mit einem Studienaufenthalt in den USA oder mit der Ausreise nach Kanada.
Wir fahren zum Urmiya-See, und Aram ist sehr erstaunt, dass kaum mehr Wasser da ist. Anstatt über eine Brücke fahren wir über einen kilometerlangen breiten Damm. Er mag kein Salzwasser, sagt Aram in abgehackten englischen Sätzen. Als wir dann doch noch eine Brücke und eine zugängliche Wasserfläche finden, steuert er genau dorthin, wo die meisten Leute sind, eine Art Viehtränke für Familien. Einige Kinder und Frauen waten im Wasser, gänzlich bekleidet. Junge Männer tollen umher mit viel Geschrei. Ich steige etwas abseits ins Wasser, um die Leute nicht mit meiner Badehose zu irritieren, und lege das T-Shirt erst auf einer Salzbank ab. Man liegt auf dem Wasser wie eine Luftmatratze, ebenso wie im Toten Meer – schwimmen kann man das nicht nennen. Auf dem Rücken liegend, rudere ich mit den Beinen zwischen den Salzbänken hindurch. Das Wasser hat Badewannentemperatur und die Konsistenz von Spagettiwasser. Als ich zurückkomme, sind meine Sandalen weg – stattdessen liegen zerfetzte Plastiksandalen dort. Zur Entschädigung bekommen wir von einer kurdischen Familie Tee serviert auf einem Kofferraumdeckel, und sehen den Autos zu, die über die Schotterrampe bis ganz zum Salzstrand hinunterfahren, alle vollbesetzt mit iranischen und kurdischen Familien, bis die Reifen im Salzschlamm versinken. Alle Stunden kommt dann ein Traktor und zieht die Autos wieder heraus. Der junge Mann erzählt von Flamingos und Pelikanen, die noch vor wenigen Jahren hier genistet hätten, und von Maßnahmen der Regierung. Das Wasser steige wieder an. Aber der Damm, der die Zirkulation verhindert wird verbreitert zugunsten weiterer Fahrstreifen.

Später fahren wir zu einem klaren Flüsschen, das sich durch ein weidenbewachsenes Tal windet. An einer tieferen Stelle breitet Aram seinen Teppich aus, damit wir uns darauf lagern, inmitten von Plastikmüll und Melonenschalen. Ich bin schnell im kalten Wasser, allein schon deswegen, um das restliche Salz abzuwaschen, und finde Textilien, sogar zerfranste Teppichstücke zwischen den spitzen Flusssteinen. Die Männer tollen brüllend herum, die Chipssackerl hüpfen vor dem Wind her über den Boden und fangen sich schließlich an ins Wasser ragenden Ästen. Die Iraner und Kurden steigen mit ihren Plastiksandalen darüber und setzen sich zu ihrer Grillstelle am Gaskocher oder am offenen Feuer, an dessen Rauch wir alle teilhaben. Aram steigt ein wenig im Wasser herum, hinein geht er auch hier nicht.

Am nächsten Tag sind wir dann doch noch regulär schwimmen. In einem kleinen Hallenbad in Urmiya, weil im großen, das mir Aram stolz zeigen wollte, heute leider Frauentag ist. Nach den schon bekannten Modalitäten: Magnetstick umschnallen/ Schlapfen aus/ Plastikschlapfen an/ Kästchen finden, aufsperren/ umziehen/ mit Plastikschlapfen in die Schwimmhalle durch die Glasschiebetür/ Plastikschlapfen in den Korb/ ins Wasser ist es soweit: Kopfsprung/ knappe Länge durchtauchen/ 10 min Vollgas/ 3-4 Stöße pro Länge.....
Als ich nachher im Kaltwasserbecken ausschnaufe und die Leute besehe, sind zuerst nur 3 oder 4 Männer da. Aber auch als später noch einige kommen, Großväter mit Enkeljungs: da kann kaum einer wirklich schwimmen/ Kraftlackel viele, aber die plantschten nur im Seichten/ Hundepaddeln/ halbe Länge die Jugendlichen
später mit zwei Kurden aus Istanbul in der Sauna/ Lehrerstudent/ Psychologiestudent/ türkische Kurden oder kurdische Türken/ nasilsimiz/ teshekür ederim/ sind wegen einer Hochzeit da/ Brautbruder/ Coussin
ich komme aus China, Singapur/ Aram aus Kenia, Afrika/ Kurden gibt es doch überall!/
kurdische oder iranische Pizza: ein Kuchen mit daraufgestopften Sachen, angeheizt/ die China/Keniageschichte macht uns in der ganzen Straße bekannt/ schon beim Einparken blicken sie durch die Scheibe herein und grinsen uns an/ der Wirt zeigt mit den Fingern an seinen Augen, wie er sich Chinesen vorstellt/ ich zeige ihm meine roten Chloraugen/ im Taxi beeilt sich Aram, als erster auf Kurdisch zu Wort zu kommen

bei der Abreise am Busterminal standen einige Burschen vor den Bussen herum und witzelten/ der mit dem besten Englisch sprach mich an/ ich der Chinese/ er, der Kamelcowboy/ sein Freund wurde zum Elefantenreiter/ Reitergesten in der Luft/ Schulterklopfen/ Gelächter/ alle auf der Plattform um uns geschart/ Telefonnummern ausgetauscht/ herzliche Verabschiedung wie unter alten Freunden nach 15 Minuten/ in Hamadan würden sie mich durch die Stadt führen/ in meiner Schulzeit in Floridsdorf konnte es auch so sein/ generationsübergreifende übermütige Brüderlichkeit/ Kurden unter Kurden


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Sonntag, 2. August 2015

Der Provinzapostel

Vom Apostel Thaddäus wird wenig berichtet in der Bibel. Nach der Legenda Aurea wurde Thaddäus von Thomas zum kranken König von Edessa geschickt (heute Sanliurfa). Der König hatte um Jesu Kommen gebeten, er genas aber auch vor dem mitgebrachten Jesus-Bild. Nach anderer Überlieferung waren Thaddäus und Simon Zelotes nach Syrien, Mesopotamien und Persien gekommen. Nach armenischer Tradition waren Thaddäus und Bartholomäus zusammen nach Armenien gekommen. Auch die Assyrische Kirche führt sich auf Thaddäus zurück, und die georgische Kirche erinnert sich an seine Wundertaten am Schwarzen Meer.

Thaddäus ging also, anders als Paulus, Petrus oder Markus, nicht nach Rom, ins Zentrum der Macht, sondern an die Peripherie. Keiner der Evangelisten scheint ihm nahe gestanden zu sein, die griechischen und römischen theologischen Schulen beachteten ihn wenig. Thaddäus ging ins Abseits der Provinz und war erfolgreich, auch wenn er als Märtyrer starb, so wie die anderen Apostel. Auch die Völker, die sich auf ihn berufen, waren zur Provinz verdammt. Dass heute seine Grabeskirche im Iran liegt, unweit der türkischen Grenze, zeigt die Bewährungskraft dieses Provinzglaubens. Sind nicht die wichtigen armenischen Kirchen außerhalb der Stadt errichtet, in der Bergeinsamkeit oder auf der Insel im See? Du musst aufbrechen zu einem solchen Glauben, der geschieht nicht im Sitzen

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Samstag, 1. August 2015

Apostel Bartholomaeus

Jolfa ist eine Grenzstadt. Die Berge hinter dem Aras-Fluss sind schon in Aserbaidschan. Der englische Iran-Fuehrer behauptet, der Aras sei ident mit dem biblischen Gihon, und wenn er die enge Gebirgsschlucht verlaesst und bei Jolfa in die Ebene eintritt, dann waere das der Ausgang aus dem Paradies, wo Adam und Eva gelandet waeren. Jedenfalls bewachen nicht Kerubim, sondern grimmige Soldaten in Wachtuermen die Grenze.
Der Apostel Bartholomaeus sei bis nach Armenien gekommen. An seinem Grabmahl waere eine Kirche errichtet worden. Die heutige Stephanuskirche aus dem 14. Jahrhundert steht an dieser Stelle. Von dem Kloster steht noch das Gebaeude, ich sehe den Hoersaal fuer die Theologen, die Kueche, das Reflektorium und die Moenchszellen. Einmal im Jahr, am Tag des Apostels, kaemen Bischoefe und Priester hierher, um in der Bergesstille ihren Sendungsauftrag zu erneuern

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Die Nomaden

In Vazaqan treffe ich auf einen Nomadenstamm. Dort leben einige Stammesmitglieder mit ihren Tieren. Ich bekomme ein Interview in dem grossen kuehlen Zelt. Wir haben gewartet, bis Ghodrat Abendpour mit dem Melken der Schafe fertig ist. Wir sehen zu: die Tiere stellen sich geduldig in einer langen Reihe an wie Schulkinder. Zwei Frauen packen je ein Tier und schieben es ueber die Melkschuessel. Ein Mann haelt die Tiere im Schwitzkasten. Ein paar Male haben sie ihn umgeworfen. Nach dem Melken kommen die Tiere wie taumelnd, mit dem Kopf dicht am Boden.

Es stellt sich heraus, dass nur fuenf Leute da sind vom Stamm. Die anderen arebeiten auf den Feldern oder leben bereits sesshaft in einem der Doerfer. Hier ist die Sommerweide, die ihnen zusteht. Im Winter sind sie weit entfernt, hunderte Kilometer. Dann gibt es Stroh fuer die Tiere.
Der ganze Stamm hat gegen 500 Mitglieder. Viele davon leben bereits in Haeusern, viele der Jungen sind studieren gegangen in die Staedte. Zu bestimmten Anlaessen trifft man sich. Auch die, die ins Ausland gegangen sind. Der Stamm haelt weiterhin zusammen.
Ghodrat laesst durchblicken, dass das vielleicht einer der letzten Sommer ist, den sie so in Zelten verbringen. Sie werden hier Haeuser aufstellen. Dann wird es einfacher. Aber seine Verbundenheit zur Natur wird bleiben, sagt er.

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Das Kopftuchmaedchen

Rana ist 27 und wohnt bei den Eltern. Adel nennt sie religioes. Wahid nennt sie huebsch. Rana ist Master of Science, hat Biologie studiert, forscht in Mikrobiologie. Sie hat einen Fuehrerschein, aber fuer Fahrten ausserhalb Tabris braucht sie die Genehmigung des Vaters. Den Ausflug nach Kandovan machen wir mit ihren Eltern. Sie sind gastfreundlich, laden mich ein, haben ein Picknick vorbereitet. Rana sitzt mit der Mutter auf der Rueckbank, sie ist meine Dolmetscherin, in Kandovar, Tabris und spaeter in Vazaqan. Fuer diesen Nachmittag hat sie die Koranstunden abgesagt, die sie haette geben sollen. Sie hat mir gezeigt, was sie vorhatte.

Wenn sie mich vorgehen laesst, halte ich das fuer eine Demutsform verschleierter Muslima. Sie aber nennt es Hoeflichkeit gegenueber dem Gast. Im Restaurant, wohin wir nach meinem Vorschlag gehen, zahle ich. Das Taxi hat sie gezahlt. Den Eintritt ins Museum jeder selbst.
Als die Studenten uns im Park ansprechen und fragen, ob wir fuer ein paar Minuten in ihr Sprachinstitut mitkommen wollen, um mit ihnen Englisch zu konversieren, kommt sie belustigt mit. Als der Lehrer, der auch einmal ihr Lehrer war, sie aber nicht in die Maennerklasse hineinlaesst und sie draussen warten muss, ist sie veraergert. Im Koran stehe, Maenner sollen Frauen in der Oeffentlichkeit nicht beruehren, sagt sie. Zu deren Schutz. Es habe im Iran frueher Uebergriffe gegeben gegen Frauen, sagt sie. Aber nun mache sich jeder selbst seine Regeln zur Diskriminierung der anderen. Aber ein paar Minuten spaeter lacht sie wieder.
Im Bus erinnert sie mich an die Geschlechtertrennung. Sie markiert den Fahrschein fuer mich, steigt hinten ein, ich vorne. Aber drinnen winkt sie mich dann zur glaesernen Trennwand, damit sie mir zeigen koenne, wann wir aussteigen.
Rana kommt zum Schluss, dass ihr das Fremdenfuehren gefaellt. Sie koennte damit neben dem Studium ein bisschen Geld verdienen.

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Rana is 27 and lives with their parents. Adel calls her religious, Wahid said she´s nice. Rana is master of science, studied biology and surches in mikrobiology. She has a driving-license, bur outside Tabris she needs permission from her father. We do the trip to Kandovan with her parents. Her brother is at military. They are hospitally, invite me, have a picknick prepared. Rana and her mother sit in the back. She´s my translator in Kandovan, Tabris and Vazagan next day. For this afternoon trip she canceld her Koran-lesson she had to give. She showed me what she has planned.
When she let me go first, I thought it was humble restraint of a muslima, but she called it politeness to the guest. In the restaurant, where we went on my proposal, I paid. Taxi paid she. Entrance for museum each.
When students asked us in that park to come with them into their language institute nearby for some conversation, she joins us with amusement. But when that teacher, who later turned out has been her own teacher in high school, refused her entrance because it was a class for men, she was not amused bur angry. Qoran says, men should not tough women in public space. There were sexual assaults in Iran before, she says. But now everyone make his own rules to discriminate others. But some minutes later she laughes again.
In the bus she reminds me on gender separation. She devalues my ticket and enters in the back, I enter in front. But inside the bus she calls me back to that glass barrier to show me when we arrive our station.
In the end Rana decides to become a tourist guide. She likes that, and could make a little money beside.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Ardabil

Sheikh Safi al-Din gründete ein halbes Jahrhundert nach Franz von Assisi das erste Sufi-Kloster in Azerbaidjan, und das einzige im Schia-Islam. Er wurde auch hier gegraben, und ein Grabturm über seinem Grab errichtet. Sein Urenkel Ismail wurde Schah von Persien und begründete die safawidische Dynastie.
Angesichts dieser großen Bedeutung von Ort und Person war ich erstaunt, keine kolossalen Anlagen zu sehen, und das Kloster selbst war überhaupt gänzlich verfallen. Meine Gesprächspartner konnten mir nicht beantworten, ob und wo heute noch ein Sufikloster im Iran existiert.

Umso lustiger waren die nächtlichen Ausflüge mit Adel und Wahil. Zuerst ging es in ein Traditionsrestaurant, wo wir exzellente türkische Speisen im Türkensitz genossen, mit Salat im selben Plastikschüsserl wie im Flugzeug. Aber am nächsten Tag gings nach Saraéyn, dem persischen Kur- und Badezentrum. Bei uns stellt man sich bei Heilbädern etwas Beschauliches vor für betuchte und gesetzte Leute. Hier aber sah ich einen Jahrmarkt mit Musik und Gejohle, das ganze Land war auf den Beinen, auch im Wasser - denn Schwimmen war schwierig bei der dichten Besetzung! Das Wasser ist noch trüber als der Kamp, aber sehr heilkräftig. Für einen Kopfsprung vom Rand und das Blindtauchen durchs halbe Becken werde ich mit einem halben Jahr Gesundheit belohnt, für die Dehnungsübungen in der Kräutersauna kommen noch ein paar Monate dazu. Das Merkwürdigste aber war nicht die große Zahl der Besucher, sondern dass es ausschließlich Männer in Badehosen waren. Da ich nicht beim Militär war, war das nun die größte Männergesellschaft, die ich je erlebt habe!

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Dienstag, 28. Juli 2015

Zeitlöcher

Wenn du dich in der Metro in einen Eingang gedrängt hast, nachdem dort etwa 50 Personen herausgequollen sind bei der Station, und noch mehr hinein, und einen winzigen Stehplatz erkämpft hast, wo du dich anhalten kannst, die Tür im Blick hast und somit abschätzen kannst, in welcher Station gerade gehalten wird, deine Tasche geschultert, die Wanderschuhe in der Hand, den Schlafsack zwischen die Beine gezwängt, und dich an die plötzliche Kälte der Klimaanlage gewöhnt hast, dann gehen mit einem lauten Pfeifen die Türen zu, du hältst dich gut fest, und es könnte losgehen.

Aber es geht nicht los.

Alles wartet.

Die Blicke zu Boden.

Zur Seite.

Aus dem Fenster.

Manche Blicke kreuzen sich.

Es ist kein Grund einer Verzögerung erkennbar.

Alle Reisenden längst verstaut.

Und als man dann rumpelnd durch die Tunnel dröhnt, da weiß niemand mehr, wie lange dieses Zeitloch gedauert hat und ob es überhaupt existiert, da denkt man schon wieder an den Ausstieg, registriert im Vorbeigehen die Waggons und Wartezonen für Frauen, sowie jene Frauen, die mit ihren Männern in den normalen Waggons fuhren, spürt die Eile und Geschäftigkeit, mit der alles wieder einem Ausgang oder Eingang zustrebt, und findet also den Zeitfluss völlig unversehrt.

Der Flughafenbus steht mit knatterndem Motor an der Abfahrtsstelle, es dauert, bis er sich füllt. Man sucht Plätze zum Sitzen oder Stehen, registriert einander, ohne Kontakt aufzunehmen, und wartet, ungekühlt, in der Nachmittagshitze Teherans. Irgendwann geht es los, langsam ruckelnd am Flughafengebäude entlang, durch Kurven, über Abzweigungen, an wartenden, dann an ausgemusterten Maschinen entlang, wie mit der Grottenbahn durchs Zwergerl- und Riesentheater, diese Propellerflieger und Jumbos mit aufgesetzter Steuerkabine, und schließlich steuert man auf ein bestimmtes Flugzeug zu, eine Fokker, deren Dröhnen das des Busses übersteigt beim Näherkommen. Der Bus hält vor der Tragfläche. Der Blick der Reisenden geht auf die Turbine, die Treppe, die offenen Klappen, den Tankschlauch.

Aber nichts passiert.

Draußen nicht und drinnen nicht.

Da beginnt dein T-Shirt zu riechen.

Du spürst die Jeans, die du seit Tagen trägst, an den Beinen kleben.

Schweiß tropft aus der Achselhöhle.

Du spürst den Atem des Nachbarn.

Einige wedeln sich mit dem Boarding-Pass Luft zu.

Andere zücken das Smartphone.

So stehen wir und sehen dem Zeitfluss zu, der uns überholt.

Später, mit dem Flugzeug, werden wir ihn wieder einholen

In größeren Höhen

Ich erreiche das obere Camp am Damavand, mit gefühlt einem Liter Körperflüssigkeit in Form von Paradeissoße, mit groben Stößen durch den Körper gepumpt, und der Wahrnehmungskraft einer Blindschleiche, die noch das Gelände registriert, steiler Hang, helles Licht, bunte Zelte, gemauertes Haus, und dann, durch die Öffnung, plötzlich finster. Ich tappe in den dunklen Raum, stolpere über die hohe Schwelle, sacke auf einen schnell hingestellten Plastikstuhl und ahne für die nächsten Stunden mehr, als dass ich verstände, was um mich geschieht. Da steht ein Becher Tee. Ein Koffer mit verpackten Schächtelchen. Nach und nach Menschen, die sich zu kennen scheinen. Tische werden aufgestellt, weitere Stühle, Plastiktischtücher aufgespannt, gedeckt, in Gruppen zusammengestanden. Irgendwann rät mir jemand, mich hinzulegen, und ich schleppe mich ins Lager hinauf und werfe mich auf eine Pritsche.
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Als ich wieder hinunterkam, war ich wieder ich selbst.
Ich aß etwas und unterhielt mich, erzählte von meinem Aufstieg in dreieinhalb Stunden, nach vier bis fünf Stunden Schlaf in der Moschee im Basislager, und zwei, drei Keks zum Frühstück, nach der Anreise um Mitternacht, nun in eine Höhe, die noch einiges über dem höchsten Berg meiner Heimat liegt. Aber so, wie man zu Hause eine Waldwanderung macht, nur dass hier schon längst keine Bäume mehr sind, nur bunter Lavastein, Moos, borstige Polster und rote Flechten. Mir fliegen die Gesprächspartner zu. Schon beim Anstieg: knapp vor dem Camp waren mir Iraner entgegen gekommen, alpin gerüstet, und hatten mir Nüsse und ein Getränkepäckchen und ein bisschen Sonnencreme geschenkt. In der düsteren Gaststube die zwei jungen Brüder aus Wien, Schottengymnasium. Sportliche Iraner, die mich über die verschiedenen Wandergruppen aufklären, die hier für den Himmalaya trainieren. Die beiden polnischen Studenten mit ihrem iranischen Freund, der sie auf den Gipfel geführt hat. Ich treffe sie beim Abstieg am späten Nachmittag, als ich noch bis zur Nebelwand hinaufsteige, gezeichnet von der Anstrengung, mit aufgeregten Worten vom Gewitter, als ihnen die Haare zu Berge gestanden waren. Später, erholt in der Gaststube, gab es Gespräche über die Zarathustra-Anhänger im Iran und ihre indischen Glaubensbrüder, sowie die Yesiden, die ganz ähnlich glaubten, ohne aber von dieser Verbindung zu wissen, und sozusagen gar keine Theologie besaßen außer dem mündlich weitergegebenen Wissen, das aber von Stamm zu Stamm variierte. Jeder schien jeden zu kennen in dieser Stube, man half beim Putzen, richtete hintereinander Essen für die verschiedenen Gruppen, lief hin und her, organisierte, half. Ich wusste den ganzen Tag nicht, wer der Hüttenwirt war oder zu seiner Mannschaft gehörte.
Von Akbar hatte ich im Basiscamp um 6 Uhr früh Tee und Keks bekommen, die Permission für den Berg aber schuldig bleiben müssen gegen das Versprechen, sie nach dem Abstieg in der Bank einzuzahlen. Stattdessen hatte er mir einen größeren Rucksack gesucht, in den ich alles packen konnte, und angesichts der Morgenkälte seinen eigenen gefütterten Anorak gegeben und stattdessen selbst etwas Dünnes angezogen. Am nächsten Tag, als ich alles seiner schlanken Frau zurückgab, die nickte und sich bedankte, während er noch mit den Maultieren unterwegs war, bekam ich noch einen Kräutertee und sah diesmal, wie er selbst ein paar Schritte weglief, etwas von der Wiese pflückte und in den Topf warf, was dann herrlich würzig schmeckte und alles Schwere aus dem Blut trieb. Ich war hier in eine Gemeinschaft geraten, die etwas Studentisches hatte, eine spontane Offenheit, die auch einen Fremden teilhaben ließ, fröhlich und naturverbunden, und wie zur Bestätigung erhielt ich noch einen peinlich entschuldigenden Blick, als Akbar wohl von seiner jungen Frau, die ein Kind stillte, sehr energisch war und mit ihrer schrillen Stimme sich Gehör zu verschaffen wusste, dort drinnen in ihrem Wohncontainer gekniffen worden war und sich strampelnd freimachte, bevor es wieder hinunterging mit dem Geländewagen über die Rumpelpiste bis zur Straße und dem nächsten Ort – wo wieder eine andere Geschichte begann

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Die ersten Fragen des Persers

an den Iranreisenden, ob im Gedränge der Metro in Teheran oder bei der Begegnung am Gehsteig der Amir Kabir-Strasse oder in der Waldgasse in Favoriten, ist immer: Wie gefällt dir der Iran? Und die Menschen? Dann wartet man befriedigt das Schwärmen des Reisenden ab, erkundigt sich erstaunt über einzelne Erfahrungen, und entgegnet schließlich: Aber das Leben im Iran ist schlecht. Die Regierung ist schuld. Streift das Geld ein, die Wirtschaft ist am Boden, selbst mit einer guten Anstellung kann man kaum leben.
Die Umweltverschmutzung?
Das Verkehrschaos in Teheran?
Die Menschen müssen kämpfen ums Überleben, sie haben keinen Blick auf größere Zusammenhänge.
Aber sie sind gastfreundlich, interessiert an Ausländern und Fremden. Ich werde jeden Tag angesprochen, schon wenn ich in der Metrostation ratlos stehe zwischen verschiedenen Fahrtrichtungen, wird mir spontan Hilfe angeboten – das geht sogar so weit, dass ein Student mit mir einige Bankomat-Geräte ausprobiert und schließlich, oben auf der Straße, einige Geschäfte abklappert, um mit meiner Karte ein bisschen Bargeld abzuheben für ein Ticket, und mir schließlich selbst eines kauft. In der Ankunftshalle von Ardabil spricht mich im Vorbeigehen ein Student an, stellt sich als Adel vor und gibt mir seine Telefonnummer. Am selben Abend schon sitzen wir zusammen am Diwan eines Traditionsrestaurants und essen und lachen bis Mitternacht, über die geplante Hochzeit seines Freundes und die Hochzeitsreise nach Wien, und ob er nicht vielleicht statt der Braut den Freund mitnehmen soll, als Dolmetscher

Millionär in Persien

Es ist eine vergleichsweise geringe Investition, ein Flugticket nach Teheran zu buchen, noch dazu nur in eine Richtung. Man sollte aber bedenken, dass die internationalen Bankkarten in Persien nicht funktionieren, möge also lieber Bargeld mitnehmen oder eine andere Vorkehrung treffen.
Für 30 Euro bekommt man dann aber gleich 1 Million Rials, sogar etwas mehr, je nach Tageskurs. Wenn man das Zehnfache investiert, kann man bereits 1 Million Tuma sein eigen nennen. Man soll sich nicht davon abschrecken lassen, dass hinten, auf der iranischen Seite des Geldscheines, bloß 100 draufsteht. Dafür ist dann jener Schein, den man für fünf solche 100.000er bekommt, bloß bescheiden mit 50 beschriftet. Wer sich die ersten Wochen noch ein wenig schwer tut mit diesen Summen, wird jederzeit bereitwillig und ehrlich beraten, und niemals hat sich jemand mehr aus dem Geldbündel herausgezogen, als ihm wirklich zusteht - nicht einmal ein Taxifahrer. Das gibt es wirklich nur hier. ---
Wer ein Millionär ist, gibt auch gerne Geld aus.
So kann man gleich bei der ersten Gelegenheit dazu in der Ferdosistrasse ein paar Tausender loswerden für zwei kleine Batterien, oder im Schreibwarengeschäft 7.000 für einen Kugelschreiber, oder schließlich 10.000 für zwei. Das Hotelzimmer kostet mit Frühstück und nächtlicher Klimaanlage eine halbe Million am Tag, der Inlandsflug nach Ardabil 1,3 Millionen. Man lebt wie der Schah von Persien!

Freitag, 24. Juli 2015

bin die

Nächsten Tage in den Bergen!

Von Freud zu Freund

Mit Ali hat es begonnen, Mashas Onkel, und seinem Freund Arash. Also eigentlich mit Masha. Schon um 4 Uhr Früh am Flughafen. Dann am Nachmittag eine sehr freundschaftliche Lösung für das Problem, dass internationale Bankkarten blockiert sind in Iran.
Am Abend dann Gast in Shorehs und Amins Familie. Ihren Vater als Shah begrüßt, ihren Bruder als Prinz Rezah. Dessen Söhnchen hab ich erst später kennen gelernt, den Prinzen der Prinzen. Wir sind im trockenen Swimming Pool einige Runden geschwommen. Es war ein fröhlicher Abend voll Lachen, aber auch ein wenig traurig, weil Shoreh und Amin nicht da waren. Und die iranischen Speisen! Als könnte man essen, wie die Zeit vergeht.

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Mittwoch, 22. Juli 2015

erste schritte

Für alle Mitleser:
Die ersten Schritte auf persischem Boden sind getan.
Teheran ist gleich heiß wie vor 6 Jahren.
Das Firouzeh-Hotel gleich schwer zu finden.
Es hat denselben Charme behalten.
Wir sind über den Khomeini-Squere eingeritten, Mellat hab ich gleich erkannt.
Und ich bin behütet von Mashas Onkel, dessen Freund ein Internet-Experte ist. Und am Abend treffe ich Schorehs Eltern!
Also gebahnte Wege vorerst!
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