Naechtlicher Heimweg

Vielleicht war es etwas kuehler - aber bestimmt nicht weniger staubig, als ich gegen Mitternacht nachdenklich heimschlenderte, lange nicht so muede wie am ersten Tag nach der kurzen Reisenacht.
Die Strassenquerungen waren beinahe so harmlos wie beim naechtlichen Wiener Guertel ohne Ampel, der Ashalt dampfte. Bedaechtig wurden Container in den Muellwagen gekippt; wie die vielen Muellgruben am Gehsteigrand geleert wurden, hab ich nicht gesehen. Stattdessen fielen mir viele schwimmende Plastikflaschen in der Abflussrinne am Strassenrand auf, und einen Kanalraeumer in Gummistiefeln sah ich, der mit der Schaufel schwarzes Werg aus dem geoeffneten Kanaldeckel holte und an einer Stelle aufhaeufte.
Einen einzigen Rattenschwanz sah ich im fahlen gelblichen Licht unter eine Muelltonne huschen, bevor es fuer hundert Meter ganz finster wurde und Entgegenkommende nur mehr dunkle Schatten waren. Ein offensichtlich Betrunkener sass liegend auf einem Denkmalsockel, und manchmal streiften mich tiefhaengende Zweige der Ahornalleebaeume im Gesicht.
Auf der rechten Spur des riesigen Iman Khomeinisquare ist ein Auto mit blinkenden Lichtern abgestellt, und daneben, am halbmeterhohen Gehsteig, der quer ueber den Platz verlaeuft, macht sich eine fuenfkoepfige Familie mit halbwuechsigen Maedchen und Buben zu schaffen, und der Vater hat einen Gebetsteppich ausgerollt und beginnt mit den Verbaeugungen zur Strassenmitte hin.
Tobias, der am Abend mit der U-Bahn im vornehmen Norden der Stadt war, der von vielen Uniformierten belauert war, nannte, zurueckgekommen, unseren Stadtteil das Gangsterviertel. Aber ich ging an der britischen, tuerkischen und deutschen Botschaft vorbei und sah gaehnende Soldaten in finsteren Beobachtungshuetten.
Jetzt fielen mir die Wasserhaehne auf, die zwischen den Alleebaeumen angebracht waren, denn ein Wagen hielt in der ersten Spur, und der Fahrer wrang einen Fetzen unterm Wasserstrahl aus, um im gelblich fahlen Licht die Scheiben zu waschen.
Spaeter, als ich im Speiseraum unseres Hotels ueber meinen Buechern sasss, arbeitete sich ein Strassenreiniger durch die Strasse vor dem Fenster, und dem Geraeusch nach muss er badewannenweise Wasser ausgeschuettet haben ueber die schmale Gasse, auf der tagsueber duftende Gummireifen aufgestapelt sind.
Im Ganzen scheint die Stadt in einen benommenen Frieden zu versinken, der mit jenem meiner Wienerstadt irgendwie verwandt sein muss.
cw - 21. Aug, 10:25

hm

hm, besonders interessant sind die verschiedenen Grantigkeiten, bin schon gespannt, ob sich manchmal herausstellen wird, was sich hinter ihnen verbirgt. Und das Erlebnis mit dem Professor und seinen Schülern war vielleicht allein schon den Besuch dieser Stadt wert. Schöne Reise! Christian

weichensteller - 24. Aug, 12:09

Ja,

das laesst sich in diesem Fall relativ leicht klaeren. Die Masdjid-e Shahid Motahhari ist soetwas wie die offizielle Moschee in Teheran und liegt an der Mostafa Khomeyni, wo sich die meisten Demonstrationen gebildet haben. Auch jetzt it dort viel Polizei. Als ich die Mochee von aussen fotographierte, erregte allein das schon Unruhe. War nicht erst gerade dieser Tage eine neuerliche Demonstration?
Gedankenbilderbuche - 21. Aug, 10:45

Es ist

interessant, deine Erlebnisse mitzuverfolgen. Sie liefern uns Diskussionsstoff, insbesondere die Denkanstöße zu Religion und Innovation. Wir wünschen dir weiterhin eine erfahrungsreiche Reise und erwarten gespannt neue Berichte. Viele liebe Grüße aus der Heimat! U.

paschilowa - 21. Aug, 13:48

Danke

Für die lebendigen und fernweh-induzierenden Berichte und Bilder! Wir machen uns jetzt selbst auf den Weg in den Urlaub und wünschen Dir noch eine spannende und reibungslose Reise. T&H

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