Sonntag, 13. September 2009

Vom persischen Übermut

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http://www.youtube.com/watch?v=EqFczn7YSuY

Hatten wir ein Philosophenvolk erwartet, das Hafis und Saadi versweise im Mund spazieren führt?
Und damit aufgezwungne Schleier unterträumen -
Nun, die Klagen, die wir hörten, waren handfest:
Arbeitsplätze, mehr Verdienst, und westliche Konsumgüter
Von Büchern sprach mir niemand, doch Filme sah ich: traurige, verzweifelte,
als wärens stets dieselben: Liebe und Enttäuschung, Hass und Schwerenot.
Also doch noch Literatur, im Bus.

Welches Land hat eine sehr gute Politik?,
fragt mein Lehrer Majid, um klarzustellen,
dass er sich nicht beklagen will.
Politik hat nicht Vater oder Mutter -
doch zum Leben braucht er seine Familie.
Auswandern wollen viele Junge, nach Deutschland oder Kanada.
Aber heimatlos möcht er nicht sein.

"ta'arof " war das Wort, das er mich gelehrt hat:
Wenn ein Perser ablehnt, was du ihm anbietest,
ob Hilfe oder Geld: vielleicht aus Scham,
aus Höflichkeit. Doch gib nicht zu schnell auf
und zieh das Angebot nicht gleich zurück,
sonst ist er grad beleidigt.
Komplizierte Formen.
Wie die Schnörkel an den Wänden.

Wer stellt sich Menschen unter Diktaturen
traurig vor?
Geschäftig, war mein Eindruck,
eilig hinter kleinen Zielen her.
Oft mit einem Karren, meistens mit dem Auto -
das allein ist schon ein eigenes Kapitel! -
und noch öfter mit dem Motorrad.
Davor bist du nirgends sicher,
am wenigsten am Gehsteig.

So mussten wir vom ersten Tag an
ausweichen
und aufpassen.

Und wenn du aufmerksamer schaust:
mit der Geschäftigkeit
ist es gar nicht soweit her.

Nein, fröhlich waren sie!
Ja fröhlich, übermütig
und oft auch einfach: müde/


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Rumi

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Meines Herzens Zustand zu beschreiben, war mir ein Bedürfnis.
Das blutende Herz, die Tränen wurden zum Hindernis.

Verschlossen die Lippen, zerbrochen das gesagte Wort, jüngst.
Der Gedankenpokal zerschmetterte, wie Glasscherben wurde ich.

Stürmisch ist das Meer, die Wellen zertrümmern große Schiffe.
Hilflos, ohne Hände, ohne Füße in einer Jolle sitze ich.

Die Wellen, übermächtig, zerschlugen mein Schiff. Gutes wie Schlechtes verschwanden.
Voller Ohnmacht umarmte ich leichtgewichtig den zerborstenen Rumpf.

Weder oben noch unten bin ich. Wo bin ich? Wo bin ich?
Die Wellen tragen mich, bisweilen zu den höchsten Höhen, bisweilen zu den tiefsten Tiefen.
Wenn ich weiß: "Ich in nicht, bin ich", doch so viel weiß ich: "Wenn ich bin, bin ich nicht."
Glaube mir: "Wenn ich nicht bin, bin ich."


Maulana Dschalaladin Rumi

Ohne Worte werde ich mit dir reden.
Unhörbar für alle Ohren werde ich sprechen.
Nur deine Ohren hören die Worte, die ich sage,
Die ich laut in die Menge rufe.



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Bin ich mit dir, Liebe raubt mir den Schlaf.
Bin ich ohne dich, Trauer raubt mir den Schlaf.
Oh Gott, beide Nächte bin ich wach!
Schau, welch ein Unterschied zwischen wach und wach.



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Omar der Zeltmacher

Wenn längst wir nicht mehr sind, wird sich dies Weltrad drehn,
Wenn unsre Spuren längst im Sand der Zeit verwehn.
Einst waren wir noch nicht - und´s hat nichts ausgemacht;
Wenn einst wir nicht mehr sind - wird´s auch noch weitergehn.

***


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Als ich noch in der goldnen Jugend stand
Schien mir des Daseins Rätsel fest bekannt.
Doch jetzt, am Schluss des Lebens, seh´ich wohl,
Dass ich von allem nicht ein Wort verstand.


***


Was hat es Dir genützt, dass ich gekommen?
Was hilft´s dir, wenn Du einst mich fortgenommen?
Ach, keines Menschen Ohr hat je vernommen,
Wozu von hier wir gehn, wozu hierher wir gekommen.


***


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Der Welt Geheimnis wirst du nicht ergründen,
Das Wort, das keiner fand, wirst du nicht finden.
Schaff dir mit Wein ein Erdenparadies!
Ob´s dort ein Paradies gibt, wird sich finden.


***


Was heut´hierher mich trieb? Ich sag´es unverhohlen:
Ich hatt´in der Moschee ´nen Betteppich gestohlen,
Der ist jetzt alt und schlecht, drum kam - ein seltner Gast -
Ich heute wieder her, ´nen neuen mir zu holen.


***


In Kirchen und Moscheen und Synagogen
Wird man um seiner Seele Ruh´betrogen.
Doch dem, der der Natur Geheimnis ahnt,
Wird keine Angst vorm Jenseits vorgelogen.


***


Da doch nur eintrifft, was Er zugelassen,
Wie magst du da noch große Pläne fassen?
Lad dir nicht mehr auf, als du tragen kannst;
Zuletzt heißt´s doch nur: gehn und gehen lassen. -


meeting

***


Geht es dir gut, so ist´s nur Gottes Huld;
Und geht´s dir schlecht, bist du daran nicht schuld.
Ohne dein Mittun wird die Welt regiert,
Drum gibt´s nur eine Weisheit, die Geduld!



***


Ihr sagt, es schmachtet einst im Höllenbrand,
Wer hier an Lieb´und Wein Gefallen fand. -
Das kann doch nicht so sein, sonst wäre ja
Das Paradies so leer wie meine Hand.


***


Ich trinke nicht aus bloßer Lust am Zechen,
Noch um des Korans Lehre zu durchbrechen,
Nur um des Nichtseins kurze Illusion! -
Das ist der Grund, aus dem die Weisen zechen.


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