Vom persischen Übermut
http://www.youtube.com/watch?v=EqFczn7YSuY
Hatten wir ein Philosophenvolk erwartet, das Hafis und Saadi versweise im Mund spazieren führt?
Und damit aufgezwungne Schleier unterträumen -
Nun, die Klagen, die wir hörten, waren handfest:
Arbeitsplätze, mehr Verdienst, und westliche Konsumgüter
Von Büchern sprach mir niemand, doch Filme sah ich: traurige, verzweifelte,
als wärens stets dieselben: Liebe und Enttäuschung, Hass und Schwerenot.
Also doch noch Literatur, im Bus.
Welches Land hat eine sehr gute Politik?,
fragt mein Lehrer Majid, um klarzustellen,
dass er sich nicht beklagen will.
Politik hat nicht Vater oder Mutter -
doch zum Leben braucht er seine Familie.
Auswandern wollen viele Junge, nach Deutschland oder Kanada.
Aber heimatlos möcht er nicht sein.
"ta'arof " war das Wort, das er mich gelehrt hat:
Wenn ein Perser ablehnt, was du ihm anbietest,
ob Hilfe oder Geld: vielleicht aus Scham,
aus Höflichkeit. Doch gib nicht zu schnell auf
und zieh das Angebot nicht gleich zurück,
sonst ist er grad beleidigt.
Komplizierte Formen.
Wie die Schnörkel an den Wänden.
Wer stellt sich Menschen unter Diktaturen
traurig vor?
Geschäftig, war mein Eindruck,
eilig hinter kleinen Zielen her.
Oft mit einem Karren, meistens mit dem Auto -
das allein ist schon ein eigenes Kapitel! -
und noch öfter mit dem Motorrad.
Davor bist du nirgends sicher,
am wenigsten am Gehsteig.
So mussten wir vom ersten Tag an
ausweichen
und aufpassen.
Und wenn du aufmerksamer schaust:
mit der Geschäftigkeit
ist es gar nicht soweit her.
Nein, fröhlich waren sie!
Ja fröhlich, übermütig
und oft auch einfach: müde/
weichensteller - 13. Sep, 22:13