Altertuemer
Nun, in Shiraz sind wir an der alten Seite angelangt. Die alten Kultstaetten von Persepolis und Pasergadeh, von Kyros, Darius und Xerxes. Inmitten von staubigen Berghaengen, in Taelern, die heute der universitaeren Vorzeige-Landwirtschaft dienen.
Dass es sich bei den kollosalen Monumenten von Persepolis um einen Tempel oder gar um eine dauerhafte Koenigsresidenz gehandelt habe, wird heute bezweifelt - keine Siedlungen dieser Zeit in der Naehe. Eher scheint die Anlage dem Kultzeremoniell gedient zu haben, bei dem jaehrlich zum Fruehlings-Neujahrsfest Gesandte der unterworfenen Voelker ihre Gaben darbrachten.
Die Gleichfoermigkeit der Darstellungen der Koenige irritiert, und nicht nur mich, auch die gelehrten europaeischen Reisenden der vergangenen Jahrhunderte (Jean Chardin, Lord Curzon, Byron, Ernst Herzfeld) sahen das und schlossen daraus auf eine stilistische Minderwertigkeit der archemenidischen Kunst, die lediglich Formen der Parther, Griechen, Aegypter und Aethiopier uebernimmt. Dabei ist doch gerade heute die Zitation ein besonderes Zeichen von Bildung und Ueberlegenheit, was besonders in den orientalischen Bestaenden der Museen von Berlin, Paris und London zu sehen ist. Jason Elliot empfielt, die Darstellung des Loewen, den einen Stier anfaellt, zu lesen als Kampf zwischen hoeheren und niederen Anteilen der menschlichen Seele. Der Mitraskult lege dies nahe, und ebenso manche sufistische Schulen.
Und ist es nicht dasselbe Motiv, derselbe Vorgang, wenn Mitras den Stier mit dem Dolch toetet, wie in ganz Europa auf den roemischen Mitraeen zu sehen ist? Oder wenn der heilige Georg mit der Lanze den Drachen erlegt? Ich lege jedenfalls ein Bild des mitaeischen Opfersteins bei, der im Klagenfurter Museum zu sehen ist. Der persische Mitraskult verbreitete sich genau zur selben Zeit wie das Christentum im Roemischen Reich.
weichensteller - 22. Aug, 09:26
Danke
Viele Grüße an Tobias und Valentin !
Zur Gleichförmigkeit der Darstellungen fällt mir etwas ein, das ich (ich glaub' bei Egon Fridell) über die Statik in den ägyptischen Plastiken gelesen habe: Dabei handle es sich keinegswegs um ein Unvermögen, die Könige anders und lebendiger darzustellen. Vielmehr folge die Darstellung einem Code: Eine andere Darstellungsart wäre vollkommen unvorstellbar und quasi eine Beleidigung gewesen.
Ja, bestimmt!
Gruesse richte ich aus, und auch liebe Gruesse zurueck in die Heimat!